Technik für die Zukunft: Induktive Höranlagen

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Die Breslin-Arena der Michigan State University in Lansing, Mi. Von 14.800 Sitzplätzen sind 12.200 für Hörberhinderte mit T-Spule nutzbar.

Nicht lange her, da kam ein Schwerhöriger ratlos in unsere Geschäftstelle. Er komme gerade von seinem Akustiker, erzählte er. Er sei dort gewesen, um neue Hörgeräte auszuprobieren und wollte mehr über die T-Spule und induktive Höranlagen wissen. Er habe viel darüber gehört und einige seiner Bekannten haben begeistert von Theateraufführungen berichtet, bei denen sie fast alles verstanden hätten, weil eine Induktionsanlage installiert war.

Sein Akustiker jedoch, erzählte der Mann, behauptete, die Induktionstechnik sei technisch veraltet und in spätestens fünf Jahren gäbe es sie nicht mehr. In einigen Gebäuden und Räumen seien "noch" Anlagen installiert aus den Zeiten, in denen es noch keine "Wundertechnik" wie Bluetooth und Wifi gab. Daher - so der Akustiker - mache ein Hörgerät mit T-Spule kaum noch Sinn.

Nichts könnte weiter von der Wirklichkeit entfernt sein. Diese Behauptungen dienen vor allem dem Absatz von profitträchtigem firmenspezifischen Zubehör für die Hörgeräte, haben aber mit der technischen Realität und den tatsächlichen Zukunftsaussichten für induktive Höranlagen nicht das Geringste zu tun.

In einer im Juni 2019 veröffentlichten Stellungnahme hat das Internationale Komitee für barrierefreien Hörzugang (IHAC), dem auch ein Vertreter des europäischen Verbandes der Hörsystem-Hersteller (EHIMA) angehört, betont,

"... daß der Gebrauch von T-Spulen/Induktionsspulen, induktiven Höranlagen/Hörhilfsmitteln für die nächsten 10-15 Jahre und danach anhalten wird."

Diese Feststellung dürfte eher konservativ sein, d.h. der Zeitraum ist wahrscheinlich noch größer als genannt. Die Gründe dafür sind:

  • Die Induktionstechnik ist universell einsetzbar und nicht an Hersteller oder Marken gebunden.
  • Induktionsanlagen sind praktisch wartungsfrei.
  • Induktion ist eine ressourcenschonende Technik, d.h. die T-Spule braucht praktisch keine zusätzliche Energie und belastet daher Batterien und Akkus nicht wie z.B. Bluetooth oder Wifi-Empfänger im Hörgeräte, die kräftig an den Batterien zehren.

Die Induktionstechnik hat auch Schwächen:

  • Tonsignale werde nur mono, nicht in Stereo übertragen.
  • Die Induktionsschleifen sind störanfällig für elektromagnetische Interferenzen.

Es gibt Situationen, in denen die anderen Drahtlos-Technologien besser geeignet oder leichter verfügbar sind wie z.B. 1:1 Gespräche oder Gespräche im kleinen Kreis (drei bis vier Personen).

Daraus ergibt sich für die Zukunft ein etwas anderes Bild als das, was der Akustiker unserem Klienten geschildert hat: Bluetooth wird die T-Spule nicht verdrängen. Die zukünftigen Hörgeräte werden wahrscheinlich Hybridgeräte sein, die sowohl einen Bluetooth-Chip als auch eine T-Spule enthalten.

Hörgeräte- und CI-Käufer dürfen sich daher insbesondere von Hörgeräteakustikern (die es besser wissen sollten) nicht einreden lassen, auf die T-Spule zu verzichten. Sie sollten auf einem Hörgerät oder CI mit aktivierter T-Spule bestehen. Die Käufer werden das nicht bereuen, insbesondere da Hörgeräte mit T-Spule (ein Cent-Bauteil) nicht teurer sind als vergleichbare Hörgeräte.

Quellen:

  1. Das Statement im Original
  2. Die etwas abweichende Version der Internationalen Vereinigung der Induktionsanlagen-Hersteller
  3. Die deutsche Übersetzung