Gottes Ruf hörbar machen

Das Bild zeigt drei elektronische Geräte auf einer hellen Oberfläche. Ein schwarzer Kopfhörer liegt neben zwei schwarzen rechteckigen Geräten der Marke Ampetronic, beschriftet mit "ILR3" und "ILR3+". Ein weiteres Gerät mit einer grauen Hülle und einem blauen Aufkleber mit einem stilisierten Ohr und dem Buchstaben "T" liegt ebenfalls auf der Oberfläche.
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Aufmerksam zuhören spielt in der Bibel für die zentralen Personen eine große Rolle. Durch den Lärm der Welt ruft der Erlöser von außen her. Diesen Ruf hören exemplarisch Mose aus dem brennenden Busch (Ex 3) und Jesus bei seiner Taufe als so genannte Tochterstimme aus dem Himmel (Mt 3,16f. parr). In beiden Fällen könnte dies als Berufungserlebnis verstanden werden.

Bevor Gottes Botschaft als Berufung ‚verstanden‘ beziehungsweise ‚gedeutet‘ werden kann, muss sie erst einmal gehört werden. Paulus fasst dies im Römer-Brief prägnant zusammen: „Also: Der Glaube kommt vom Hören auf die Botschaft. Die Botschaft aber wirkt durch den Auftrag, den Christus gegeben hat“ (Röm 10,17 (BB)).

Millionen hören schlecht

Leider kommt dieser wichtige erste Schritt, das Hören der Botschaft als Voraussetzung des Glaubens, in vielen Kirchen zu kurz. Das ist deswegen überraschend, weil die Schwerhörigen die mit Abstand größte Behindertengruppe Deutschlands bilden. Je nach Studie sind es hierzulande zwischen fünf und zwölf Millionen Personen (Quelle: meinhoergeraet.de). Die meisten davon sind die so genannten Altersschwerhörigen. Hier gilt die Faustregel: Jede/r zweite über 75 hat echte Probleme mit dem Hören und Verstehen in Kirchen.

Und es muss eine bittere Wahrheit ausgesprochen werden: Bei Schwerhörigkeit wird es nie mehr so sein wie früher! Hörgeräte tragen ist ein Gewöhnungsprozess, der sich über Wochen, bei manchen über Monate zieht. Und auch, wenn man sich daran gewöhnt hat: Eine Party-Situation oder Familienfeier in einer lauten Umgebung endet auch mit Hörgeräten in einem akustischen Desaster. Laute Störgeräusche bekommt selbst das teuerste Gerät nicht weg. Vielleicht wird die Künstliche Intelligenz (KI) das irgendwann schaffen.

Induktion: Alt, aber kein bisschen rostig

Deswegen mein Tipp: Probieren Sie trotz der gegenwärtigen Technikverwirrung alte und moderne Techniken aus! In einigen evangelischen Kirchen in Bayern gibt es eine Induktionsanlage — eine alte, aber immer noch überzeugende Technik! Bitten Sie Ihren Hörakustiker, das entsprechende Programm in Ihren Geräten zu aktivieren. Falls das nicht möglich ist oder Sie keine Hörgeräte tragen: Es gibt für Induktionsanlagen Empfangsgeräte (zum Beispiel den ILR3-Induktivempfänger von Ampetronic). Einfach Kopfhörer auf, Lautstärke einstellen, fertig ist der volle Hörgenuss!

Mit diesen Empfängern kann man Induktion auch ohne Hörgeräte benützen (siehe Foto).

Aber auch neue Technologien können Ihnen helfen: Telefonieren Sie über Bluetooth direkt in ihre beiden Hörgeräte hinein. Das Gleiche gilt für Musik oder Fernsehen.

Und noch etwas: Arbeiten Sie an Ihrer Hörtaktik! Es gibt logopädische Praxen in Bayern, die Ihnen Techniken beibringen, wie Sie das Verstehen verbessern können. Das sind Taktiken wie Lippenabsehen oder spezielle Fragetechniken. Diese Hörtaktiken lohnen sich auch für Angehörige. Von diesen logopädischen Praxen bekommen Sie auch eine Heilmittelverordnungsvorlage für den HNO.

Wenn Sie Fragen haben: Die Schwerhörigenseelsorge (SHS) der ELKB ist Ihre Dienstleisterin, wenn es um Hören und Verstehen geht. Nehmen Sie Kontakt mit uns auf!

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Hören Sie Gott behütet!

Ihr Kirchenrat Paul Streidl

Paul Streidl (53) ist Gemeindepfarrer in München
und Landesbeauftragter für Schwerhörigenseelsorge (SHS) der Evang.-Luth. Landeskirche in Bayern (ELKB). Er kennt sich seit über 50 Jahren aus eigener Erfahrung mit dem Thema Schwerhörigkeit aus.