Am 21. August 2025 machten sich lautsprachorientierte Menschen mit Hörsystem gemeinsam mit uns auf den Weg durch die Nürnberger Altstadt, auf den Spuren der Reformation. Anlass war das 500-jährige Jubiläum: Nürnberg wurde 1525 evangelisch, ein bedeutender Moment in der Stadtgeschichte, dem wir uns auf besondere Weise näherten.
Im Mittelpunkt des HörSpaziergangs standen verschiedene Stationen, die das Hören, Verstehen und Mitmachen förderten.
Ein unterhaltsames Quiz rund um Martin Luther trainierte unser Gehör mitten im Alltagslärm des Hauptmarktes. Konzentration und Gedächtnis waren gefragt. An einer weiteren Station forderte eine Mitmach-Geschichte unsere Aufmerksamkeit: Aktivitätswörter wie „begrüßen“ oder „gehen“ wurden nicht nur gehört, sondern auch mit viel Freude durch Gestik und Bewegung umgesetzt. Ein spannender Inhalt war die Lebensgeschichte von Andreas Osiander, einem wichtigen Nürnberger Reformator. Trotz Baustellenlärm und Glockengeläut hörten alle konzentriert zu. Eine echte Herausforderung, die viele mit Bravour meisterten.
Zum Abschluss wartete an der Lorenzkirche eine Suchaufgabe mit Bezug zu Andreas Osiander und dem Nürnberger Schembartlauf.
Obwohl dies das offizielle Ende war, blieben viele noch zusammen, um sich in kleinen Gruppen zum Mittagessen oder Eis zu verabreden. Diese Begegnungen sind für uns ein besonderes Zeichen: Menschen mit Hörbehinderung haben ein erhöhtes Risiko, sich aufgrund von Kommunikationsbarrieren zurückzuziehen. Umso wichtiger sind Angebote, die Austausch ermöglichen, Selbstvertrauen stärken und neue soziale Kontakte schaffen. Mehrere Teilnehmende erzählten uns, dass sie sich seit Jahren nicht mehr an Gruppenangeboten beteiligt hatten und dankbar waren für diesen geschützten Raum.
Unser Ziel bleibt: Teilhabe hörbar und erlebbar machen – mit Freude, Geschichte und Gemeinschaft.
Am 11. August 2025 besuchten wir mit einer Gruppe das Erfahrungsfeld in Nürnberg. Dort erwartete uns eine besondere Impulsführung, die wir dank unserer eigenen FM-Anlage barrierearm miterleben konnten (grundsätzlich gibt es unserer Information nach zwar dort eine FM-Anlage, das Erfahrungsfeld der Sinne empfahl uns jedoch, unsere eigene Anlage zu nutzen).
Die vielfältigen interaktiven Erlebnisstationen machen das Zusammenspiel der Sinne, physikalische Phänomene und Naturgesetze erlebbar. Die Stationen regen dazu an, die Sinne Hören, Sehen, Tasten, Riechen und Schmecken bewusst wahrzunehmen und neu zu entdecken. Mitmachen und Ausprobieren sind hier ausdrücklich erwünscht.
So konnten wir zum Beipiel an unserer ersten Station, der Klangsäule, die Hände flach auf die mit Wasser benetzte Oberfläche eines Granitblocks legen und durch langsames Reiben mit mäßigem Druck die faszinierenden Klangvibrationen spüren.
Besonders eindrucksvoll war die Ausstellung im Hippodrom. Unter dem diesjährigen Motto „Ganz Ohr“ zeigt eine Bildergalerie die Vielfalt und Schönheit menschlicher Ohren. Jedes Ohr ist einzigartig, ausdrucksstark und unverwechselbar. Neben einem Ohr mit Cochlea-Implantat gibt es auch ein Ohr mit Hörgerät in der Ausstellung zu entdecken. Das Cochlea-Implantat-Ohr hat unsere Gruppe schnell gefunden. Für das Hörgeräte-Ohr mussten wir ein bisschen suchen. Wer findet das Hörgeräte-Ohr in unserer Bildergalerie?
Zum Abschluss ging es für uns an die Brotbackstation. Vom Mahlen der Körner mit Steinen über das Kneten des Teigs bis hin zum Backen über der offenen Feuerstelle begleiteten wir den gesamten Weg vom Korn bis zum duftenden Fladenbrot. Gemeinsam probierten wir unser frisch gebackenes Brot. Es war ein köstlicher und stimmungsvoller Ausklang eines erlebnisreichen Tages.
Unser Besuch war nicht nur spannend und lehrreich, sondern auch ein schönes Gemeinschaftserlebnis.